Deutschland braucht dringend ein kritisches Oppositions-Fernsehen

Die deutschen Massenmedien berichten immer wieder über Gängelung, Diskriminierung und strafrechtliche Verfolgung von kritischen Oppositionsmedien, zum Beispiel in Russland oder der Türkei.

Worüber hingegen nicht berichtet wird, und das ist nur ein ganz kleines Beispiel aus der fast schon unendlich langen Liste von Themen, denen sich die Groß- oder Massenmedien in der BRD völlig verschließen, ist das gravierende Problem des völligen Fehlens eines wirklich kritischen, oppositionellen TV-Senders in Deutschland.

Nun könnte man allein schon aus diesem Grund und an dieser Stelle lange darüber philosophieren, welcher Staat wohl eher die Bezeichnung „Demokratie“ verdient, ein Land dass oppositionelle Massenmedien schikaniert oder ein Staat, der sich in seiner öffentlichen Selbstbetrachtung angeblich vorbildhaft den sogenannten „westlichen Werten“ verbunden ist, in dem aber gleichzeitig nicht einmal  ein einziger kritischer, oppositioneller TV-Sender existiert?  

Ein Sender, der zum Beispiel die Frage stellt, warum der Generalbundesanwalt wegen der Beteiligung Deutschlands am völkerrechtswidrigen Krieg gegen Jugoslawien und der in diesem Zusammenhang verübten Kriegsverbrechen keine Anklage erhebt? Oder der die ständig gebetsmühlenartig wiederholten Thesen von der angeblichen „Annexion der Krim“ und der „Einmischung Russlands“ in den Konflikt in der Ostukraine kritisch hinterfragt und ernst zu nehmende Gegenrecherchen anstellt. Der kritische und protestierende Bürger nicht mit einer fortlaufenden, verfassungswidrigen Diffamierungskampagne überzieht, sondern durch ideologiefreie, intensive Recherche versucht heraus zu bekommen, wo genau all diese Unzufriedenheit und der Protest der Bürger herkommt. Wo die eigentlichen, die tieferen Ursachen liegen. So wie es im Grunde Pressekodex und Rundfunkstaatsvertrag gebieten.

Stattdessen mangelt es, egal welchen Kanal man einschaltet, überall an Facetten, Vielfalt sowie vielschichtiger Sichtweise auf die unterschiedlichsten Themen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung, Steuerpolitik usw.

Die Auswirkungen dieser überwiegend einseitigen, meist moralisch wertenden Berichterstattung auf die öffentliche Wahrnehmung, Diskussion und auf politische Entscheidungen sind gravierend. 

Ein echter, ergebnisoffener, demokratischer Diskurs und Meinungsbildungsprozess in der Öffentlichkeit wird auf diese Art und Weise de facto unterbunden. Die „vierte Säule“ der Demokratie, der kritische Journalismus, existiert in Deutschland faktisch nur noch in den Alternativmedien im Internet.

Wenn diese Besorgnis erregende Entwicklung nicht gestoppt wird, kann man bald nicht mehr von einer „lebendigen Demokratie“ in Deutschland sprechen, sondern dann stehen wir unmittelbar vor der Errichtung einer Art „Meinungsdiktatur“ durch sich selbst „gleichgeschaltete“ Massenmedien, die die absolute Deutungshoheit über die innen- und außenpolitischen Prozesse für sich beanspruchen.

Um dies zu verhindern, ist die Gründung eines weit erreichbaren, kritischen Oppositionssenders, der sich streng ideologischer Neutralität, guter Recherche und der Darstellung umfassender Sichtweisen verpflichtet fühlt ohne sich mit einer der behandelten Seiten gemein zu machen, unumgänglich.  

Genau genommen geht es eigentlich schon lange nicht mehr um die Notwendigkeit der Gründung eines solchen Rundfunks, sondern viel mehr darum, ob und wie das machbar ist.

Dazu nun im Folgenden ein paar Gedanken.

Zunächst einmal ganz allgemein. Selbstverständlich ist ein solches Projekt realistisch und auch relativ kurzfristig realisierbar. Denn es gibt mehr als genug Potential in Deutschland, das einen solchen Sender problemlos auf ein solides finanzielles Fundament stellen, technisch und personell hervorragend ausstatten und mit höchstem journalistischen Qualitätsanspruch auf Sendung schicken kann.

Soweit so gut. Aber wie geht man ein solches Projekt an und vor allem, wie hoch sind die Kosten?

Diese Frage lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös beantworten. Zu einer solchen Schätzung fehlen ganz einfach die Grundlagen. Diese lassen sich aber relativ kurzfristig klären.

Zunächst müsste man ein kleines Fachgremium aus erfahrenen Fernsehjournalisten und Fernsehproduzenten bilden, das als allererstes die Frage klärt, an welche Zielgruppe man sich wenden müsste, um überhaupt die Chance auf spürbare öffentliche Wahrnehmung und Verbreitung zu haben. Und die sich darüber Gedanken macht, wie hoch die dafür angestrebte Zuschauerzahl sein sollte.

Aus dieser klaren Zielgruppendefinition ergibt sich automatisch der dazu notwendige Verbreitungsweg. Also Internet, terrestrisch und / oder Satellit.

Die zweite Frage, die parallel dazu beantwortet werden müsste, wäre die nach der mindestens notwendigen Sendestruktur. Ein reiner Nachrichtensender kann niemals in die Tiefe gehen. Dazu braucht es noch andere, ergänzende, übergreifende Sendeformate, wie zum Beispiel ideologiefreie, sachlich-informative Fernsehdiskussionsrunden, Dokumentationen mit hohem Informationsgehalt, journalistische Hintergrundberichte, die sich nicht mit einer Seite gemein machen, etc. Dies müsste besprochen und grob abgesteckt werden.

Aus diesen beiden Faktoren ergibt sich dann der minimal notwendige Personal-, Raum- und Technikbedarf sowie die Kostenschätzung für das laufende Programm.

Aus dem Personalbedarf lassen sich die laufenden Personalkosten abschätzen. Wobei man ausdrücklich davor warnen muss, anfangs aus Kostengründen auf unqualifiziertes, beruflich unerfahrenes Personal zurückzugreifen. Das ist in diesem, wie auch in vielen anderen Wirtschaftszweigen, der sichere Weg zum Misserfolg. Noch dazu wo auf der „anderen Seite“ sehr professionell gearbeitet wird.

Aus der minimal notwendigen Formatstruktur des geplanten Senders ergibt sich dann der Raum- und Technikbedarf, dessen Kosten man bei Fernsehausrüstern kurzfristig, grob kalkulieren lassen kann.

Dazu ist noch zu bemerken, dass es für die technische Ausstattung im Grunde keinen großen Unterschied bedeutet, ob man am Ende nur im Internet oder nur terrestrisch oder über beide Wege ausstrahlt. Die zum Antennen- oder Satellitenempfang notwendige Sendeanlage neben dem Studiogebäude macht den finanziellen Kohl dann auch nicht mehr fett. Zu klären wären außerdem in diesem Zusammenhang noch die bei jeder Form von Live-Ausstrahlung erforderlichen Kosten für Sendelizenzen, Übertragungsgebühren und Ausstrahlungsrechten (u.a. GEMA).

Nur zum Vergleich. Schließlich gibt es bisher schon eine ganze Reihe kleiner, alternativer Internetsender, die aber eben nur relativ wenige Zuschauer erreichen, weil sie einerseits nicht über ein größeres, professionelles, journalistisches Potential verfügen und andererseits aus Kostengründen in den traditionellen Verbreitungswegen nicht vorkommen. Der Verzicht auf eine Ausstrahlung außerhalb des Internets würde also, ohne jede Not, die Empfangbarkeit des oppositionellen Fernsehens ganz erheblich einschränken. Und damit auch von Anfang an die wirtschaftliche Refinanzierbarkeit durch Werbeeinnahmen. Doch gerade dies beides sollte nicht das Ziel sein, sondern eher das ganze Gegenteil, eine dafür notwendige, größtmögliche Empfangsdichte dieses Senders in ganz Deutschland.

Erst wenn diese grob geschätzte Gesamtkalkulation über das notwendige Startkapital zur Gründung eines neuen oppositionellen Fernsehens und die Schätzung seiner jährlichen Programmkosten vorliegt, kann man sich ersthaft auf die Suche nach interessierten Investoren begeben.

Was bleibt abschließend zu sagen?

Die dringende Notwendigkeit zur Gründung eines solchen Senders scheint hinlänglich bewiesen. Alle notwendigen Voraussetzungen sind im ausreichenden Maße gegeben. Jetzt brauchen sich eigentlich nur ein paar Mutige finden und es tun. Daran darf es am Ende nicht scheitern.

Ansonsten werden sich diejenigen, die in den Massenmedien partout kein Gehör finden und denen dort keine Plattformen zur gleichberechtigten Meinungsäußerung geboten werden, wohl immer weiter radikalisieren.

Schuld daran wird dann aber nicht der „Mob“, das „Pack“ oder die „Abgehängten“ sein, sondern die kompromisslos agierende Ignoranz und Arroganz in den Politik- und Medieneliten dieses Landes, die sich jeder Kritik und echter Opposition verschließen, Andersdenkende offen diffamieren und damit im Grunde gegen Geist und Buchstaben des Grundgesetzes, des Pressekodex und des Rundfunkstaatsvertrages verstoßen. 

Möge es nicht soweit kommen.