Information versus Manipulation

Jeder Mensch ist neugierig, hat ein ganz natürliches Informationsbedürfnis. Man will informiert sein. Über die neueste Mode oder was auf der Welt los ist. Um dieses selbstverständliche Bedürfnis zu stillen, konsumiert man Medien. Zum Bespiel die renommierten mit den höchsten Auflagenzahlen. Zeitungen, Radio und Fernsehen. Die „seriösen Qualitätsmedien“. Denn schließlich sind sie ja dazu da. Das ist ihre Aufgabe. Sie sollen den Medienkonsumenten mit allen Informationen versorgen, die er haben will. Kann man also nichts falsch machen. Eigentlich. Die Sache hat nur einen Haken. Genau genommen mehrere.

Informationszugang des Medienkonsumenten ist begrenzt

Zum einen ist dem Medienkonsumenten unter anderem nicht immer bewusst, dass ihm ein unbegrenzter, umfassender Informationszugang gar nicht möglich ist. Ihm sind vor allem eigene Grenzen gesetzt, sei es durch seine eingeschränkten Sprachkenntnisse, japanische Nachrichten im Original hören, ist nun mal nicht jedem Deutschen gegeben, oder zum Beispiel durch die Regionalität des Zeitungsangebotes. Es ist hierzulande nicht unbedingt üblich und auch nicht ganz einfach die „New York Times“ oder die „Известия“ gleichzeitig jeden Morgen im Briefkasten zu haben. Darüber hinaus gibt es noch durchaus Menschen, die keinen Internetanschluss, bzw. Computer haben oder sich generell nicht im Internet informieren. Und schließlich ist es dem normalen Medienkonsumenten schwer bis unmöglich, sich bei Originalquellen zu informieren. Man kann sich halt nicht einfach in die interne Verhandlungsrunde des G 20 Gipfels setzen und Auge in Auge miterleben, was dort verhandelt wird. Zum Glück hat man ja dafür die Presse.

Konsum von Massenmedien basiert auf Glaube und Vertrauen

Das heißt, man sucht sich aufgrund fehlender Möglichkeiten, aus Zeitmangel, Gewohnheit oder welchen Gründen auch immer, einen bequemen, komprimierten Informationszugang. Das ist völlig verständlich und geschieht nach wie vor in großem Umfang über die Massenmedien.
Die Basis für diese leichte Entscheidung sind zwei grundlegende Kriterien: Glaube und Vertrauen. Schließlich leben wir in einer Demokratie. Offiziell gibt es keine Zensur. Die Freiheit der Presseberichterstattung ist garantiert. Also vertraut man den Großmedien und glaubt was dort verkündet wird. Noch dazu, wenn man, wie in Deutschland, in der politischen Berichterstattung auf allen Kanälen im Grunde das gleiche hört, sieht und liest. Kann man also deshalb den Massenmedien in Deutschland glauben und vertrauen? Einfache Antwort: Nein!

Vorsicht! – Massenmedien filtern und komprimieren Informationen

Blindes, grenzenloses Vertrauen in filternde, komprimierende Informationsquellen sollte man nie haben. Denn um nichts anderes handelt es sich bei Presse- und Massenmedien. Egal in welchem Land und in welchem Gesellschaftssystem man lebt. Die objektive Wahrheit und allumfassende Informationen sind von diesen Medien nicht zu erwarten. Ganz einfach, weil Auswahl, Komprimierung, Wertung, etc. sämtlicher Inhalte durch das Subjekt Mensch erfolgt.
Das beginnt mit der Entscheidung des einzelnen Presseorgans, bei welcher Nachrichtenagentur man sich bedient. Denn schon in der Agentur wird entschieden, welche Themen und Informationen man den Presseorganen überhaupt anbietet und welche nicht. Als nächstes gibt es die Herausgebervorgaben, mit welchen Themenschwerpunkten oder Sichtweisen man die Konsumentenzielgruppe erreichen will. Diese werden vom Chefredakteur oder Redaktionsleiter umgesetzt, die mit ihren Entscheidungen die Auswahl der Informationen, die sie publizieren wollen noch enger eingrenzen, komprimieren und aufarbeiten. Und schließlich ist da noch der einzelne Journalist oder Autor, der bei der Beschreibung des Themas, der Geschichte, der Story seine ganz persönliche Erfahrung, Sichtweise und seinen Stil einfließen lässt.

Der Rezipient kann den Informationsinhalt kaum überprüfen

Der Konsument, Leser, Zuschauer, Hörer, der Rezipient steht ganz am Ende dieser Kette, in dem er sich schließlich noch entscheidet, welches Presseorgan ihm zusagt und auf welches er lieber verzichten will. Also stellt sich im Grunde die Frage: Wie gut sind wir wirklich informiert? Oder ist es nicht vielmehr so, dass wir nach dem Medienkonsum eigentlich nur noch glauben etwas zu wissen, während wir womöglich von umfassenden Informationen, vom eigentlichen Kern der Wahrheit meilenweit entfernt sind?
Das größte Manko der Presseberichterstattung ist ja für Rezipienten, und das wäre der nächste Haken, dass deren Inhalte kaum überprüfbar sind. Denn wie soll man vom Wohnzimmer aus herausbekommen, was in Syrien, der Türkei, im Weißen Haus oder in der Ostukraine tatsächlich los ist?

Massenmedien können missbraucht werden

Wer Zugang zu den Informationsquellen hat und gleichzeitig über die Verbreitungswege verfügt, der bestimmt was der Rezipient am Ende geliefert bekommt. Dieses Alleinstellungsmerkmal des Journalismus ist das wohl größte Problem unserer Massenmediengesellschaft. Denn Medienmacht wird so zu einer realen Macht. Das birgt immer die Gefahr des massiven Missbrauchs in sich. Denn wer diese Macht in den Händen hält, verfügt gleichzeitig über alle Werkzeuge für Desinformation und Meinungsmanipulation.
Dieses Problem ist nicht neu. Das war schon immer so, solange es Massenmedien gibt. Nicht erst seit der Gründung des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.

Nur der mündige Nutzer kann sich vor Manipulation schützen  

Was ist daraus zu schlussfolgern? Hat man als Medienkonsument am Ende also nur zwei Möglichkeiten, entweder den Informationsmedien blindlings glauben und vertrauen oder allen misstrauen und alles in Zweifel ziehen, was die Presse von sich gibt? Nein. Das wäre sicher auch keine Lösung.
Ein Ausweg aus diesem Dilemma ist die Mündigkeit des Bürgers beim Umgang mit den Medien. Dazu gehört vor allem das Wissen darüber, wie Propaganda definiert ist, wie sie funktioniert und wie man sie erkennt. Damit man von ihr nicht beeinflusst, fehlgeleitet oder missbraucht werden kann.